Zum Federraufen....

Nachdem unsere beiden Schäfchen einige Tage ihr neues Zuhause kennengelernt haben, mache ich Ende Oktober den Fehler und schiebe nach der Abendfütterung den Schieber noch einmal auf. Das Wetter ist mild und ich möchte schauen, wann die beiden durch den "tiefer gelegten Eingang" von allein in ihr gemütliches Schutzhaus zurück klettern...

Ganz einfach: gar nicht! Es wird dunkler und dunkler und die beiden sitzen immer noch auf dem Ast über der Tür. Kurz bevor es dann stockdunkel ist, versuche ich noch einmal, sie per Handtaxi zum Eingang zu befördern, ohne Erfolg. Also müssen sie diese Nacht tatsächlich draußen verbringen. Das haben sie bei uns noch nie gemacht. Zum Glück ist es komplett windstill, aber gegen Morgen nur noch 5,8 Grad warm.
Sobald das Tageslicht es zuläßt, bekommen sie ihr Futter und klettern dann auch unverzüglich wieder ins Innere. Die Kälte war wahrscheinlich nicht einmal so schlimm, aber Stella ist durch diesen mehr oder weniger unfreiwilligen Nachtausflug so durcheinander, dass sie sich kurz darauf rupft.

Ich sehe sie über die Kamera an der Decke hängen und die Federn fliegen im hohen Bogen. Sie ist gar nicht mehr aufzuhalten und hat sich in kürzester Zeit am Bauch sämtliche großen Federn heraus gerupft. Lediglich die Daunenfedern bedecken noch die Haut. Sie hat bereits seit einiger Zeit auffällig kahle Stellen an den Beinchen, über die ich mich schon gewundert hatte. Dort hatte sie dann wohl schon angefangen, sich zu rupfen. Jetzt wird erst deutlich, wie sehr ihr die Veränderung in ihrem kleinen Lebensraum zu schaffen macht.

Papageien sind so sensible Tiere, dass eine simple Umzugsaktion wie diese sie völlig aus der Bahn werfen kann! So ein Ereignis kann zur Folge haben, dass der Vogel zum Rupfer wird, also sich zeit seines Lebens die Federn ausreißt. Stella sucht seit Tagen draußen das alte Schutzhaus an der gewohnten Stelle. Sie hängt ununterbrochen an der Gitterwand, vor der das Haus stand und klettert dort rauf und runter. Dazu kommt, dass sie schon wieder ziemlich brutig ist und der Nistkasten ja nun ganz woanders steht. Das alles passt ihr überhaupt nicht. Im neuen Schutzraum haben die beiden noch nicht wieder im Nistkasten geschlafen, was bedeutet, dass sie den Umzug auch noch nicht ganz akzeptiert haben. Jetzt ist es besonders wichtig, einen möglichst geregelten Tagesablauf beizubehalten, um ihnen wieder das Gefühl von Sicherheit zu geben. Gewohnte Rituale helfen ihnen, sich trotz der Neuerungen in ihrem Lebensraum wieder zuhause zu fühlen.
Stella fängt nach 2 weiteren Tagen noch einmal an, sich heftig zu rupfen. Ganz langsam läßt es aber immer mehr nach und einige Zeit später schlafen sie dann endlich wieder im Nistkasten. Obwohl Stella immer mal wieder ein paar Federn rupft - das hat aber sicherlich mehr mit der Brutigkeit zu tun - hoffen wir, dass sich über den Winter das Federkleid erholen kann und sie bei der nächsten Brut einfach keine Zeit mehr zum Rupfen hat.