Mit unseren Kakadus Stella und Louis wird es nie langweilig. Bis auf kurze Pausen sind sie ständig auf der Suche nach neuen Beschäftigungsmöglichkeiten oder versuchen, sämtliche Holzteile in ihrem kleinen Reich zu zerlegen. Es gibt immer also immer mal etwas zu berichten.

Das erste Ei im neuen Schutzhaus

Seit ihrer "traumatischen Erfahrung", dass das alte Schutzhaus plötzlich verschwunden ist, hat sich Stella immer mal wieder gerupft. Zusätzlich hat sie, weil der Bruttrieb immer stärker wurde, angefangen, Louis zu rupfen. Sie sitzt immer an seiner rechten Seite (wie die Lieblingsseite im Bett eines alten Ehepaares...) und hat ihn dort dementsprechend zugerichtet.
Am Hals sind nur noch Flaumfedern vorhanden und die schöne üppige Federhaube ist rechtsseitig komplett verschwunden. Wenn sich Louis jetzt aufregt und die Haube aufstellt, sieht er zum Brüllen komisch aus. Das hört sich lustig an, aber man hat unwillkürlich Mitleid mit ihm. Zum Glück hat er ja keine Ahnung von seinem momentan unmöglichen Aussehen.
 
Und obwohl die beiden durch diese zuletzt turbulenten Zeiten ein deutlich gelichtetes Federkleid haben, lassen wir sie jeden Morgen zeitig raus und ein paar Runden in der Voliere fliegen. Sie zittern jedesmal wie Espenlaub, aber trotzdem ist das Fliegen wichtig. Wahrscheinlich hat Stella dabei festgestellt, wie kalt diese sportliche Betätigung ohne ihre dichten Federn ist und hat sich darauf verlegt, sich an Louis´ dichtes Federkleid zu machen. Auch rupft sie nicht alle Federn, sondern beißt oft einfach nur welche ab. Das hat den Vorteil, dass Louis sich nicht wehrt oder ein Stück abrückt. Das hat er die letzten Jahre immer gemacht, nachdem er sich mehrfach lautstark bei ihr beschwert hat.

AV Spielzeugkiste1Am 24. Februar legt Stella dann sogar ihr erstes Ei und wir hoffen, dass sie nun ihr Gleichgewicht wieder gefunden hat und sich ab jetzt auf das Brüten konzentriert. Aber das zweite Ei ist nicht - wie sonst immer - nach weiteren 4 Tagen im Nest. Das Ei ist auch gar nicht befruchtet und wir finden nach ca. 3 Wochen nur noch einen Teil der Schale ausserhalb des Nistkastens. Die beiden haben wohl selbst festgestellt, dass hier nichts wächst und kurzen Prozess gemacht.

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Allerdings ändert sich die Situation danach etwas zum Positiven. Brüten scheint für Stella erstmal keine Option mehr zu sein. Wir bieten viel Holzstücke zum Zernagen an: ca. 2-3 cm dicke Scheiben von ausrangierten Naturästen und ca. 8x8 cm große unbehandelte Holzstücke von Einmal-Paletten. Das Ganze wird in die Spielzeugkiste in die Außenvoliere gepackt und so können Stella und Louis sich den ganzen Tag bedienen und im wahrsten Sinne in ihrer Voliere "Kleinholz machen"



Balkon beleuchtet
Die Stimmung steigt und sogar die Federn bekommen wieder eine Chance zum Wachsen. Als dann ab Ostern der Schieber zwischen Innen- und Aussenvoliere auch nachts aufbleibt, sind die beiden wieder voll in ihrem Element. Jetzt können sie ihre Aktivitäten wieder selbst bestimmen.


Zum Federraufen....

Nachdem unsere beiden Schäfchen einige Tage ihr neues Zuhause kennengelernt haben, mache ich Ende Oktober den Fehler und schiebe nach der Abendfütterung den Schieber noch einmal auf. Das Wetter ist mild und ich möchte schauen, wann die beiden durch den "tiefer gelegten Eingang" von allein in ihr gemütliches Schutzhaus zurück klettern...

Ganz einfach: gar nicht! Es wird dunkler und dunkler und die beiden sitzen immer noch auf dem Ast über der Tür. Kurz bevor es dann stockdunkel ist, versuche ich noch einmal, sie per Handtaxi zum Eingang zu befördern, ohne Erfolg. Also müssen sie diese Nacht tatsächlich draußen verbringen. Das haben sie bei uns noch nie gemacht. Zum Glück ist es komplett windstill, aber gegen Morgen nur noch 5,8 Grad warm.
Sobald das Tageslicht es zuläßt, bekommen sie ihr Futter und klettern dann auch unverzüglich wieder ins Innere. Die Kälte war wahrscheinlich nicht einmal so schlimm, aber Stella ist durch diesen mehr oder weniger unfreiwilligen Nachtausflug so durcheinander, dass sie sich kurz darauf rupft.

Ich sehe sie über die Kamera an der Decke hängen und die Federn fliegen im hohen Bogen. Sie ist gar nicht mehr aufzuhalten und hat sich in kürzester Zeit am Bauch sämtliche großen Federn heraus gerupft. Lediglich die Daunenfedern bedecken noch die Haut. Sie hat bereits seit einiger Zeit auffällig kahle Stellen an den Beinchen, über die ich mich schon gewundert hatte. Dort hatte sie dann wohl schon angefangen, sich zu rupfen. Jetzt wird erst deutlich, wie sehr ihr die Veränderung in ihrem kleinen Lebensraum zu schaffen macht.

Papageien sind so sensible Tiere, dass eine simple Umzugsaktion wie diese sie völlig aus der Bahn werfen kann! So ein Ereignis kann zur Folge haben, dass der Vogel zum Rupfer wird, also sich zeit seines Lebens die Federn ausreißt. Stella sucht seit Tagen draußen das alte Schutzhaus an der gewohnten Stelle. Sie hängt ununterbrochen an der Gitterwand, vor der das Haus stand und klettert dort rauf und runter. Dazu kommt, dass sie schon wieder ziemlich brutig ist und der Nistkasten ja nun ganz woanders steht. Das alles passt ihr überhaupt nicht. Im neuen Schutzraum haben die beiden noch nicht wieder im Nistkasten geschlafen, was bedeutet, dass sie den Umzug auch noch nicht ganz akzeptiert haben. Jetzt ist es besonders wichtig, einen möglichst geregelten Tagesablauf beizubehalten, um ihnen wieder das Gefühl von Sicherheit zu geben. Gewohnte Rituale helfen ihnen, sich trotz der Neuerungen in ihrem Lebensraum wieder zuhause zu fühlen.
Stella fängt nach 2 weiteren Tagen noch einmal an, sich heftig zu rupfen. Ganz langsam läßt es aber immer mehr nach und einige Zeit später schlafen sie dann endlich wieder im Nistkasten. Obwohl Stella immer mal wieder ein paar Federn rupft - das hat aber sicherlich mehr mit der Brutigkeit zu tun - hoffen wir, dass sich über den Winter das Federkleid erholen kann und sie bei der nächsten Brut einfach keine Zeit mehr zum Rupfen hat.
  

Einzug mit Hindernissen

Blick Duchflug1Mitte Oktober können unsere Kakadus endlich ihr neues Zuhause beziehen. Schon die Wochen zuvor haben sie uns durch das Fenster beobachtet und fanden es höchst interessant, daß wir in dem angrenzenden Raum ständig gearbeitet haben. Gerade bei Stella hatten wir direkt das Gefühl, dass sie zu gerne dabei wäre. Louis ist da immer etwas ängstlicher und schaut sich das Ganze dann doch lieber erstmal aus der Ferne an. Überhaupt ist Stella in der Zeit, seit die beiden bei uns sind, wesentlich mutiger und vertrauensvoller uns gegenüber geworden. Ungewöhnliche Vorgänge oder Gegenstände nimmt sie jetzt meist recht gelassen hin, solange sie bei uns auf der Schulter sitzen kann. Das gibt ihr Sicherheit und dann kann sie so schnell nichts aus der Fassung bringen. Louis ist das oft alles sehr suspekt...er traut erstmal nichts und niemandem.

Und genau so gestaltet sich dann auch der erste Besuch in ihrem neuen Domizil. Kaum ist der Schieber auf, schaut Stella neugierig herein und betritt auch direkt den Durchgang, als sie mich auf der anderen Seite erkennt. Zwar zieht sie dabei etwas den Kopf ein und bleibt innen kurz auf dem Ast sitzen, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen, aber dann klettert sie meinen Arm entlang und sitzt völlig selbstverständlich auf meiner Schulter. Louis traut dem Ganzen überhaupt nicht - er schaut entsetzt zu, wie Stella in dem merkwürdigen dunklen Loch verschwindet.
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Nervös klettert er zum Fenster und sieht Stella auf der anderen Seite, die entspannt auf meiner Schulter sitzt. Man merkt ihm deutlich an, wie sehr es ihn nervt, dass er sich nicht herein traut. Er äugt misstrauisch durch die eckige Öffnung und bestimmt wäre es ihm lieber, wenn Stella wieder heraus käme...ist ihm alles irgendwie unheimlich. Ganze 5 Minuten braucht er, um sich von mir mit Leckerlis und gutem Zureden überzeugen zu lassen, durch den Eingang zu schlüpfen. Zwischendurch wirkt selbst Stella schon leicht genervt. Sie klettert von meiner Schulter wieder zum Eingang als wolle sie nachschauen, warum das Ganze so lange dauert.
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Nachdem Louis sich dann aber endlich hinein getraut hat, stellen die beiden sehr schnell fest, wie schön ihre neue Unterkunft ist. Hier  drinnen ist es warm und gemütlich, deutlich größer als im alten Schutzhaus und für jeden gibt es eine Schaukel in Form von Baumwollring und Sisalspirale. Ein herrlicher Spielplatz. Freitag dürfen sie sich den Raum noch ganz in Ruhe anschauen, schlafen aber nochmal im alten Schutzhaus. Am Samstagmorgen bleiben sie dann in ihrem neuen Reich, damit wir draußen das alte Schutzhaus abbauen können. Das gibt dann in der Außenvoliere auch deutlich mehr Platz zum Fliegen!

Der neue Schutzraum

Wir haben das Glück, dass direkt hinter unserer Außenvoliere ein ehemaliger Heizungsraum frei wird. Den können wir uns als Schutzraum für die Kakadus einrichten. Der Vorteil daran ist, dass durch die dicke Mauer und eine abgehängte Decke der Raum sehr gut isoliert ist. So sind Stella und Louis im Sommer nicht mehr der Hitze ausgesetzt und im Winter läßt sich der Raum leichter und gleichmäßiger heizen. Dazu kommt noch, dass ihnen wesentlich mehr Platz zur Verfügung steht. Von vorher 4,5 qm vergrößert sich ihr (Innen)Reich auf fast 9 qm - das gibt richtig Platz zum Spielen und Fliegen auch während der kalten Wintermonate. Durch den Abbau des alten Schutzhauses vergrößert sich die Außenvoliere ebenfalls - auf jetzt 17,5 qm. Platz satt!

Der Umbau hat allerdings einige Zeit gedauert. Wir wollten bei der Gelegenheit unsere Anlage so gestalten, dass man Stella und Louis auch "kontaktfrei" versorgen kann. Das ist sehr praktisch, wenn wir 3 Hauptversorger mal eine kurze Auszeit in Form eines Urlaubs nehmen müssen...und das ist auch wichtig!  Daher haben wir an der Volierentür im Innenbereich eine Futterwendeplatte angebracht. So ist man nicht mehr gezwungen, in die Voliere hinein zu gehen.

20211012 1255293schutzhausDen Schieber am Durchflug haben wir ebenfalls so angebracht, dass er von aussen betätigt werden kann. Das ermöglicht für eventuelle Urlaubsvertretungen ein "ungefährliches"  Ein- bzw. Aussperren der beiden Handwerker, wenn man mal ungestört reinigen oder Obst/Gemüse nachfüllen muss. Abgesehen davon ist es wirklich angenehm, wenn man die beiden Bereiche so in Ruhe säubern kann, die beiden möchten sonst ständig mitmachen oder werden gerade in der Brutzeit dabei manches mal unangenehm.

Es ist aber wirklich erstaunlich, was so ein paar weiße Wände aus dem vorher doch recht ungemütlichen Raum gemacht haben! Durch die Aussentür und das Fenster mit klarem Glas fällt nun tagsüber genügend Licht hinein. Praktischerweise besonders dann, wenn die Sonne nicht mehr so hoch steht, scheint sie direkt in den Raum...wenn sie denn scheint...

Das Hütchen Spiel

Stella und Louis lieben kleine Spiele. Wenn die Aufgaben gut lösbar sind und dann direkt eine Belohnung folgt sind sie mit Feuereifer dabei. Bei der morgendlichen und abendlichen Fütterung werden sowieso immer schon ein paar Flugeinheiten auf Zuruf absolviert und für das beliebte Leckerchen von Harrison müssen sich die beiden dann noch einmal auf der Stange drehen und Füßchen geben. Auch wenn es täglich die gleichen Aufgaben zu erfüllen gibt - es ist immer wieder ein lohnenswerter Spaß für die beiden intelligenten Kakadus, den sie wohl niemals leid werden.huetchen3huetchenspiel

In den langen Wintermonaten und vor allem der langweiligen Corona Zeit haben wir mit ihnen ein weiteres Spiel eingeübt, mit dem man auch eine längere Spielzeit gestalten kann: das Hütchen Spiel. Ziel ist es, farbigen Hütchen (Deckel verschiedener Hugoflaschen, die uns während der Pandemie zum Opfer gefallen sind...) aus einem Körbchen zu holen und in ein entsprechend angepasstes Loch eines Kartons oder Holzkastens zu stecken. Sachen irgendwo reinzustecken ist sowieso eine Lieblingsbeschäftigung der beiden und das dabei anfallende Geräusch macht die Sache nochmal interessanter. Oft wird dann mit schräg gelegtem Kopf noch ein Kontrollblick in die Kiste geworfen, um sicherlzustellen, dass man auch getroffen hat.
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Selbstverständlich wird das Körbchen mit den Hütchen so weit weg positioniert, dass immer hin und her geflogen werden muss, schließlich ist die Bewegung der eigentlich wichtige Teil bei diesem Spiel. Louis sieht das aber durchaus nicht so - er klaut Stella gerne mal im letzten Moment das herbei geholte Hütchen und steckt es selber durch das Loch. Das clevere Kerlchen möchte dann ohne Umwege seine Belohnung kassieren, was natürlich nicht geht.

Diesen Trick hat er schon bei anderen Gelegenheiten (Blog - Das erste Jahr - Winterspiele) angewandt und auch da mussten wir konsequent bleiben. Da diese Papageien jedoch wirklich sehr intelligent sind, kann man ihm - sogar auch wortreich - erklären, dass er sich gefälligst selbst ein Hütchen holen soll. Außerdem haben wir immer das Gefühl, dass Stella irgendwie registriert, dass man sich für sie eingesetzt hat und sehr zufrieden damit ist. Man unterschätzt sie sowieso gerne, sie schaut sich bei Louis oft etwas ab und praktiziert das dann klammheimlich, wenn wieder Ruhe in der Voliere ist. Sie sind tatsächlich wie kleine Kinder und manchmal ist es sehr hilfreich, wenn man sich kurz fragt, was die eigenen Kinder mit ca. 4 Jahren in der einen oder anderen Situation wohl gemacht hätten.