Definitiv kein Wellensittich
Wir bekommen Besuch aus Köln - Kerstin und ihre beiden Weißhaubenkakadus Stella und Louis. Die beiden Vögel sollen bald bei uns ihre neue Heimat bekommen und wir testen vorher durch diesen Besuch, ob wir auch alle gut miteinander auskommen. Schließlich muss die Chemie ja stimmen.
Bisher haben wir nur Erfahrungen in der Haltung von Wellensittichen machen können. Das "Upgrade" auf diese großen, majestätischen Weißhaubenkakadus ist für uns sehr beeindruckend. Zwar haben wir alle - insgesamt 5 Erwachsene - von der ersten Sekunde ein super gutes Gefühl im Umgang mit Stella und Louis, aber etwas anderes als so ein kleiner Piepmatz isses ja schon.
Da die beiden sehr menschenbezogen sind, lassen sie sich problemlos anfassen und wir können feststellen, dass schon allein das Federkleid ein völlig Anderes ist. Die Federn an Flügeln und Rücken sind groß und fühlen sich fast wie Papier an. Das Gefieder an Bust und Hals ist erstaunlich weich und flauschig. Auch der riesige Schnabel wirkt anfangs etwas furchteinflößend und wir staunen, wie filigran sie damit umgehen und selbst kleinste Gegenstände damit bearbeiten können. Die Bewegungen der Kakadus ist viel langsamer als die der kleinen Wellensittiche und das schnelle Zupacken mit dem Schnabel, wie man es von kleinen Vögeln kennt, bleibt komplett aus. Sie bewegen sich bedächtig, fast katzengleich und klettern mit Begeisterung auf uns herum - von einem zum anderen. Louis wiegt ca. 900g. und Stella ca. 700g. Wenn sie sich mit ihren Krallen richtig festhalten müssen, hinterlässt das hinterher auch mal Spuren auf der Haut.
Die Füße sind riesig und fühlen sich rau und warm an. Alles, was essbar ist oder genau untersucht werden muss, wird in einem Füßchen festgehalten um dann mit dem Schnabel bearbeitet zu werden. Wenn die Gegenstände sehr klein sind - wie z.B. die beliebten Pinienkerne - wird mit den Zehen eine Art Faust gemacht und der Kern obenauf gelegt. Dieses Gehabe erinnert dann fast schon an ein kleines Äffchen. Wir können uns gar nicht zurückhalten, sie immer wieder anzufassen. Wenn es ihnen dann doch mal ein Finger zuviel ist, nehmen sie ihn behutsam in den großen Schnabel und schieben ihn mit einer souveränen Bewegung zur Seite. Wirklich freundliche Tiere!
Als Höhepunkt an diesem Tag lassen wir die beiden noch auf dem Hof etwas fliegen. Dazu legen wir ihnen den Aviator - ein Fluggeschirr für Vögel - an, an dem eine lange Gummileine befestigt ist. So kann verhindert werden, dass sie wegfliegen können, falls sie sich erschrecken. Man merkt sofort, dass beide Kakadus dieses Prozedere bereits gut kennen. Es bedarf allerdings auch intensiver Übung und das Vertrauensverhältnis zum Halter muss entsprechend groß sein, damit die Vögel beim Anlegen ruhig bleiben und keinen Stress bekommen. Sie fliegen auf Kommando von einem zum anderen und werden dafür natürlich gleich mit Pinienkernen belohnt - dann machts doppelt Spaß. Wir sind schwer beeindruckt von den beiden. Daß man so etwas mit den Kakadus machen kann, hätten wir nie zuvor gedacht!
Und dann erleben wir gegen Abend noch, wie gewaltig sich die Stimme eines Weißhaubenkakadus anhören kann! Sie stellen ihre wunderschönen Hauben auf, mit denen sie immer ein wenig aussehen wie ein Indianerhäuptling mit prächtigem Kopfschmuck. Die Flügel gespreizt wird beeindruckend mit dem Kopf genickt und es erschallt ein ohrenbetäubendes Gekreische durch unser Wohnzimmer. Die beiden haben sichtlich Spaß, sind richtiggehend albern - und wir fällen die Entscheidung, für die beiden eine schöne Aussenvoliere mit beheiztem Schutzhaus zu bauen. Von einer Haltung in der Wohnung nehmen wir in diesem Moment Abschied - dieser "Vorstellungsbesuch" war wirklich aufschlußreich!